Die Tauschwagen, die wir als solidarischer Aufbau in der Stadt Osnabrück aufgestellt haben und die von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurden und werden, sind einerseits ein tolles Projekt, dass einen nachhaltigeren Umgang mit Materiellen Dingen fördert und fördern soll. Der Hintergrund unserer Aktionen ist ein anarchistischer Ansatz.
Um das mal zu erklären hier eine kleine verkürzte Erläuterung:
Unser Anliegen ist eine anarchistische Gesellschaft. Anarchie bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Abwesenheit von Herrschaft. Wir sind davon überzeugt, dass kein Lebewesen mehr oder weniger Wert hat und das Recht besitzt sich persönlich zu entfalten ohne die Grenzen anderer zu verletzen. In unserer Gesellschaft haben aber Menschen nicht die selben Chancen, nicht den selben Wert, nicht die selbe Möglichkeiten, ein Leben in Zufriedenheit und gleicher Bedürfnisstillung zu verbringen. Es gibt einige Menschen, die sehr viel und darüber hinaus an Besitz anhäufen und noch mehr Menschen, die nicht wissen wie sie am ende des Monats über die Runden kommen sollen. Unserer Meinung nach und der Meinung vieler Menschen liegt das daran wie kapitalistische Gesellschaften organisiert sind. Es gibt nicht so was wie Chancengleichheit in unserer Gesellschaft, da die politischen Systeme immer noch rassistisch, sexistisch und schlichtweg feindlich für einige sind, die einfach wenig besitzen oder nicht in der Lage sind Besitztümer anzuhäufen. Es wäre fatal wenn das möglich wäre für alle, denn die Ressourcen unseres Planeten sind endlich und die besitzenden Menschen beuten in einem so hohem Maße diesen Planeten und andere Spezies aus, dass wir momentan sogar zugeben müssen, dass wir die Stabilität des Klimas auf diesen Planeten furchtbar geschädigt haben. Menschen und weitere Spezies kommen der Anpassung an das Klima nicht hinterher und die Lebensräume werden sich in nächster Zeit furchtbar verengen. Unsere Logik der Ausbeutung von Ressourcen, um Reichtümer, die wir selber definiert haben, anzuhäufen, ist nicht zwangsläufig ein fester Bestandteil des menschlichen Lebens. Wir wollen alle einfach nur in Zufriedenheit leben können. Und das ist unser Ziel. Eine Gegenstruktur zu den gegebenen Logiken zu finden, zu bieten, irgendwie dabei zu helfen, dass wir neue oder alte Wege finden zusammen zu Leben und dass dabei möglichst gleich viel für alle dabei übrig bleibt.
Angesichts der Ziele, die wir verfolgen, mögen die Tauschschränke ein jämmerliches Konzept darstellen, denn sie werden die gegebenen Systeme nicht umstürzen. Das ist aber nicht unser Anliegen, denn als herrschaftskritische Menschen sehen wir keinen Sinn darin anderen unser Denken von oben aufzudrängen. Wir sind keine Menschen, die sich in einflussreiche Positionen setzen wollen um einen Bauplan für eine Gesellschaft zu diktieren. Wir widersetzen uns all diesen Logiken und bauen die Strukturen von unten, aus Machtlosen Positionen, auf. Das ist Anarchismus.
Es gibt einige Ideologien, die eine ganze andere Logik verfolgen und diese sitzen z.B in unseren regierenden Gemeinden, Gesellschaften und den vielen Institutionen des kapitalistischen Systems. Die vielen Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten haben eine lange Tradition der Herrschaft weniger Menschen und Systemen, die sich diese Welt zur Anhäufung von „Wohlstand“ und Besitz aufgeteilt haben und ist zu groß für uns als dass wir kleinen Individuen alles überblicken könnten. Wir scheinen damit beschäftigt zu sein die wenigen Räume, die uns geblieben sind mit Missgunst und Habgier zu verteidigen und vergessen dabei, dass wir als lebende Wesen alle ein Leben in Zufriedenheit und Befriedung unserer existenziellen Bedürfnisse anstreben.
Die Menschen die glauben uns zu organisieren tun dies auf Grundlage eines Systems, dass starke Ungerechtigkeiten weiter schürt und es besteht ein gefestigter Glaube, dass Menschen und andere Lebewesen ohne Kontrolle und Organisierung von oben in einem Chaos enden, obwohl diese Systeme seit langem Chaos unter den lebenden verbreiten und anfachen.
Um zu den Tauschwägen zurück zu kommen …
In unserer Gesellschaft gibt es Ideologien, die es gar nicht mögen, dass anarchistische Prinzipien, wie das teilen und tauschen von Materiellen Dingen einen positiven Anklang in der Bevölkerung finden. Darunter sind stark vertreten die Ideologien, die keinen gleichen Wert unter uns Lebewesen und nichtmal unter uns Menschen anerkennen wollen. Die rechten Tendenzen in allen Gesellschaften steigen momentan wieder stetig an und waren immer da. Angriffe von rechten Ideologien, die gerade im Aufstieg zu sein scheinen, sehen in den Prinzipien die wir versuchen in unserer Gesellschaft zu etablieren, eine Bedrohung, oder zumindest werden diese Prinzipien als störend wahrgenommen. Auch Argumentationen in Richtung die öffentliche Sicherheit sei gefährdet, da aus Missgunst Brandanschläge vorgenommen wurden, gehören für uns mit dazu. Wir sehen auch ganz klar ein Problem darin, dass eine Innenstadt von regierenden fest definiert wird und nur der Logik des Konsums für wirtschaftlichem Wachstum zur Verfügung stehen soll. Das sind keine zukunftsfähigen Prinzipien, die einen anstieg der Ungerechtigkeiten unter uns Menschen und anderen Lebewesen weiter verschärfen wird. Wir können nur kleine Strukturen aufbauen, die andere Logiken verfolgen sollen, aber diese werden die Zerwürfnisse in unserer Gesellschaft nicht auffangen können. Es zählen alle unter uns neue oder alte Prinzipien, die ein gerechtes und auf Augenhöhe faires Leben für alle bieten können. Lasst uns die Kontrolle der Gierigen und die Missgunst der Ausschließenden mit den Aufbau von Alternativen Logiken bekämpfen um ein schönes Leben für alle zusammen zu organisieren.